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China in Afrika

In den Medien liest man immer häufiger über China. Darüber, wie China überall in der Welt immer aktiver wird. Insbesondere in den Ländern von Afrika. Dies sind unsere eigenen Erlebnisse und Beobachtungen dazu.
Chinesisches Unternehmen in Afrika

Chinesische Automarken

Es spielt keine Rolle, wie klein oder wie arm ein Land ist. Es gibt immer Straßen und es gibt immer Güterverkehr und damit LKWs. Von Land zu Land gibt es deutliche Unterschiede wie viele LKW unterwegs sind und was diese transportieren. Es gibt auch große Unterschiede bezüglich des Zustands und des Alters der Fahrzeuge. Doch auch in Ländern in denen der großteil der LKW alt, verrostet, ohne Bremsen sind, gibt es immer auch neue und moderne LKWs. Manchen Ländern sieht man an, dass sie in engen Beziehungen mit den USA stehen. Dann gibt es auf den Straßen viele LKWs von US-Marken. Groß, laut, viel Chrom und eine lange Nase. Die meisten Länder haben aber eine lange und intensivere Beziehung mit Europa und man sieht großen europäischen Marken vertreten: Mercedes Benz, MAN, Scania, Volvo, Tata

Doch in den meisten afrikanischen Ländern sind es LKW-Marken die in Europa völlig unbekannt sind: Sinotruck, FAW, Shacman, Foton und andere. Alles Hersteller aus China.

Chinesischer LKW im Kongo

Das hat vier Gründe:

  1. Die LKW chinesicher Hersteller kosten in Afrika etwa nur die hälfte dessen, was europäische Hersteller für einen LKW verlangen.
  2. Für europäische Hersteller ist natürlich auch Europa der größte und wichtigste Markt. Entsprechend werden die Fahrzeugmodelle für Europa entwickelt und für Afrika werden diese Modelle abgewandelt und für den afrikanischen Markt optimiert. Doch europäische Technik ist aufwändig, teuer und im vergleich wartungsintensiv. Selten gute Eigenschaften für die knappen Kassen und harschen Bedingungen in Afrika.
  3. Während europäische Unternehmen sich auch in Afrika an die moralischen Vorgaben aus Europa halten (müssen) können chinesische Anbieter ihre Vertriebsstrategien ohne Kompromisse auf die jeweiligen Gegebenheiten der Länder ausrichten und benutzen oft Erfolgreich Verkaufsstrategieen die auf dem Prinzip Beruhen: “Eine Hand wäscht die Andere.”
  4. Die vielen chinesischen Unternehmen aus den Sektoren Bergbau, Bauwesen und Waldwirtschaft bringen alle ihre eigenen Nutzfahrzeuge mit. Das flutet die Länder mit neuen und alten Fahrzeugen made in China.
Chinesischer LKW in Malawi

Entlang unserer Reise haben wir einige MAN-Werkstätten aufgesucht und dabei mit vielen Werkstattleitern gesprochen. In jedem Land haben wir ähnliche Aussagen gehört:

Der Markt für Fahrzeuge in Afrika wird immer schwieriger, die Konkurenz aus China dominiert immer mehr.

Mobilfunk

Egal mit welchen Erwartungen man nach Afrika kommt und egal welches Land man dort besucht, ist man überrascht welche Bedeutung der Mobilfunk auch hier gewonnen hat. In JEDEM Land gibt es mehrere große Mobilfunkanbieter. In JEDEM Land ist die Mobilfunkabdeckung erstaunlich gut. Selbst in vermeintlich angelegenen Gebieten wie der Sahara oder dem Dschungel des Kongobeckens, die Netzabdeckung und Signalqualität ist meistens erstaunlich gut.

So gut wie JEDER besitzt ein Mobiltelefon:

Teilweise könnte man meinen die Menschen in Afrika sind der Sucht nach TikTok & Co. noch mehr verfallen als die Menschen in Europa oder den USA.

Selbst in sehr abgelegenen Gebieten, ohne zentrale Stromversorgung, wo die Menschen in sehr einfachen Lehm oder Holzhäusern leben haben die meisten Menschen ein Handy.

Im Norden von Namibia kann man Angehörige der Himba treffen. Ein Volk, das sich bewusst für eine traditionelle fast schon Steinzeitliche Lebensart entschieden hat und für ihre Körperkultur bekannt ist. Selbst Himbas benutzen Mobiltelefone.

Mobiltelefon von Tecno

Doch nur wenige Menschen können sich in Afrika ein teures Mobiltelefon von Apple oder Samsung leisten. Der Markt wird dominiert von der chinesischen Firma Transsion mit den Marken Tecno und Itel. Jede Ortschaft verfügt über ein Geschäft in dem Telefone von Transsion angeboten werden. Diese Android Geräte kosten umgerechnet zwischen 80 und 200€. Für die meisten Menschen in Afrika ist das immer noch ein kleines Vermögen. Trotzdem beseitzen auch in Afrika die viele Menschen ein Smartphone.

Bauprojekte

Große Bauprojekte in Afrika werden fast immer von chinesischen Firmen durchgeführt. Baumaschinen und Ingenieure aus China, Arbeiter aus dem jeweiligen Land, Arbeitsmethoden aus China. Das bedeutet die Unternehmen sind nicht gerade zimperlich und nehmen weder auf die Umwelt noch auf die Menschen vor Ort sonderlich viel Rücksicht.

Bergbau

China ist sehr an den Rohstoffen der afrikanischen Länder interessiert und ist auch sehr erfolgreich darin entsprechende Verträge mit den Regierungen der Länder abzuschließen, in denen chinesische Unternehmen die Konzession zum Abbau der Rohstoffe bekommen. Das sind dann immer Unternehmungen im großen Stil und zumeist werden die Rohstoffe im Tagebau aus dem Boden geholt.

Riesige Gruben werden ausgehoben und noch größere Abraumhalden aufgeschüttet. Alles mögliche gelangt dabei ungefiltert in Bäche und Flüsse. Beim Kohleabbau bedeckt der Kohlestaub riesige Gebiete rund um die Kohlemine und auch die Straßen die zum Abtransport genutzt werden sind schwarz vom Kohlestaub. Abraumhalten geraten in Brand und schwelen ungehindert vor sich hin. Auch beim Erzabbau ist man nicht zimperlich.

Sind die Rohstoffe erschöpft oder läuft der Vertrag aus, werden die Maschinen abgebaut und die Landschaft bleibt zerstört zurück. Riesige Löcher klaffen dann im Boden, und werden von den Abraumhalden flankiert. Ein Rückbau oder eine Renaturierung findet nicht statt.

Holzwirtschaft

In Westafrika von Guinea, über die Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, Kamerun, bis Kongo stehen noch Urwälder mit riesigen Bäumen sehr edler Hölzer, unter anderen Teak und Mahagoni. Doch wie lange diese tollen Bäume dort noch zu finden sind, ist tatsächlich die Frage. Lastwagen um Lastwagen werden diese Urwaldriesen aus den Urwäldern gezogen und an die Küste gefahren. Etliche Sägewerke säumen die Straße, doch die größten und schönsten Baumstämme werden als ganzes verschifft. Die meisten Bäume gehen nach China, doch auch Europa und Nordamerika werden von hier aus mit den letzten Baumriesen aus Westafrika beliefert.

Holztransporter in Kamerun

Holztransporter in Kamerun

Wir wissen es leider nicht mit Gewissheit, doch was uns erzählt wurde und was wir gesehen haben, deutet darauf hin, dass es meistens chinesische Unternehmen sind, die die Bäume fällen und abtransportieren. Das die wertvollen Stämme weder per Stück oder nach Gewicht abgerechnet werden, sondern das diese Unternehmen eine Konzession erhalten haben um nach belieben ganze Landstriche abzuholzen und zu verschiffen.

Straßenbau

Chinesiche Firmen sind auch sehr eifrig dabei neue Straßen zu bauen. Ein großteil dieser neuen Straßen wird auch gebraucht um die Rohstoffe aus dem Bergabu oder der Holzwirtschaft zum nächst gelegenen Hafen zu transportieren. Das sind in der Regel sehr ordentliche Straßen die dem Land und der Region zu gute kommt, auch wenn das Bergbauprojekt irgendwann einmal beendet wird.

Es werden auch viele Straßen und Brücken gebaut um die Infrastruktur der Länder zu verbessern. Finanziert sowohl von den jeweiligen Ländern, aber auch im großen Stil von der europäischen Union. Entwicklungshilfe

Und dann gibt es viele neue Straßen die schon kurz nach ihrer Fertigstellung scheitern: In fast allen Ländern ist das Klima deutlich extremer als in Europa oder Nordamerika. Manche Länder haben lange und heftige Trockenperioden. Andere Länder haben das ganze Jahr über genug Wasser. Doch in allen Ländern gibt es Jahreszeiten in den es REGNET. Der Regen weicht die Böden auf und die Wassermassen unterspülen die Straßen und richten große Schäden an.

Doch viele Straßen scheitern schon vorher. Unsere Theorie dazu können wir leider nicht belegen. Doch wir haben den Eindruck gewonnen, dass chinesische Firmen ihre Bergbau- oder andere Konzessionen erhalten, u.a. weil sie sich verpflichten im Gegenzug bestimmte Bauprojekte auszuführen. Primär Straßenbauprojekte.

Gescheiterte Straße in Ghana

Doch bei der Ausführung dieser Projekte scheinen die Unternehmen nicht sonderlich motiviert zu sein eine hohe Qualität zu erreichen und scheinen ihre vertragliche Verpflichtungen mit dem geringst möglichen Einsatz zu erfüllen. Besonders deutlich war das für uns zu sehen, als wir über eine Verbindungsstraße im Osten von Ghana gefahren sind. Der Asphalt sah noch ganz frisch aus, und entlang der Straße standen auch noch vereinzelte Baumaschinen. Doch die Asphaltdecke war bereits an unzählich Stellen durchbrochen und die Schlaglöcher waren bereits so zahlreich, dass es unmöglich war diesen auszuweichen. Bei genauerer Untersuchung der Straße hat sich gezeigt, dass der Asphalt auf fest gewalztem Boden in einer Dicke von nur etwa 3cm aufgetragen wurde. Zu dünn um schwere Fahrzeuge tragen zu können ohne dabei beschädigt zu werden.

Uran Abbau in Namibia

Namibia gehört zu den Top 4 Uran Produzenten der Welt. Die größte Uranmine Rössing liegt etwa 60km von Swakopmund entfernt und ist der größte Urantagebau der Welt.

Im Juli 2019 hat die China National Uranium Corporation das Bergwerk fast vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. (68,62% Stand 2019)

Rössing Mine in Namibia.
© ikiwaner / Wikimedia Commons GFDL

Cotunou

Die Hauptstadt des kleinen westafrikanischen Lands Benin ist Cotonou. Die Stadt boomt! Während der Rest des Landes ein für Westafrika typisches Erscheinungsbild bietet, bestehen insbesondere die an der Küste gelegenen Stadtteile aus breit angelegten Prunkstraßen die links und recht vom Hafen, Denkmälern und modernen Gebäuden gesäumt werden. Hier finden wir auch den größten und best sortiertesten Supermarkt, den wir in Westafrika besucht haben. Im Westen der Stadt verlängert sich die Prunkreiche Prommenadenstraße weit über die Stadtgrenze hinaus, bis sie nach etwa 10km abrupt in eine Baustelle mündet. (Stand Ende 2023) Dieses Bauprojekt soll die Stadt Cotonou mit der nahe gelegenen Stadt Ouidah verbinden.

Prunkstraße in Cotonou

Prunkstraße in Cotonou

Über den Sinn und Zweck oder auch über die Finanzierung dieses extrvaganten Megaprojekts konnten wir leider nichts in Erfahrung bringen. Aber auch hier wurden die Bauarbeiten von einer chinesischen Baufirma ausgeführt.

Wir standen mit unserem Fahrzeug Ende 2023 dort für zwei Wochen am Strand, während wir in Cotunou unser Visum für Nigeria und Kamerun organisiert haben. Wir hatten viel Zeit um die betriebsame Bautätigkeit zu verfolgen:

Wir haben in Europa noch nie ein Bauprojekt gesehen, das mit solcher Intensität voran getrieben wurde. Auf der Zufahrtsstraße zur Baustelle fuhren kontinuierlich Lastwagen ein und aus. Brachten Material und fuhren Aushub weg. Ohne zu übertreiben fuhr dort mindestens jede Minute ein LKW.

Die Relevanz? Dies zeigt eindrucksvoll, dass selbst in Westafrika die Bauprojekte chinesischer Firmen intensiv und ohne Kompromisse voran getrieben werden.

Chinatowns?

Trotz der deutlichen Präsenz aus China haben wir auf unserem Weg durch Afrika kein typisches Chinatown Stadtviertel gesehen. Es ist jedoch genausogut möglich, dass wir nur an keinem vorbei gekommen sind.

Wir haben jedoch den Eindruck, dass die chinesischen Unternehemn mit relativ wenigen, dafür höher qualifizierten Mitarbeitern aus China auskommen. Körperliche Arbeit wird von Mitarbeitern schwarzer Hautfarbe ausgeführt. LKWs und Baumaschinen werden ebenfalls von Bürgern des jeweiligen Landes geführt. Auch Vermessungstrupps, Schweißer, Bauleiter sind einheimische Angestellte. Eher selten sieht man einen chinesisch aussehenden Menschen auf den Baustellen.

Trotzdem sind sie da. Ganz deutlich sieht man dies daran, dass die Passagiere von internationalen Flügen zu einem großteil aus chinesischen Bürgern besteht. Und doch scheint es keine Stadtteile zu geben, in denen die häufigsten Einwohner Chinesen sind.

Was es jedoch immer wieder gibt, sind China-Malls und Werbung für chinesische Unternehemen.

China Mall in Accra
Werbung in Accra

Sandraubbau

Ein wichtiger Bestandteil von Bauprojekten ist Beton. Hauptbestandteil von Beton ist Sand. Man mag es kaum glauben doch Sand ist mitlerweile eine knappe Ressource geworden. Daher ist Sand (Raub-) Abbau ein großes Ding geworden.

Auf unserer Reise sind wir immer wieder in Gebiete gekommen in denen Sand abgebaut wird oder abgebaut wurde. Immer wieder kommen wir in Dörfer in den sich die Menschen beschweren, dass ihr Strand verschwunden ist.

In Gambia haben wir etwas südlich der Hauptstadt Banjul am Strand einer Halbinsel unser Lager aufgeschlagen. Das ganze Gebiet war früher einmal Teil des Präsidentpalast. Heute wird die verbleibende Fläche für kleine Felder und Strandbars genutzt. Verbleibend, da sich in der Mitte des Areals ein großer See befindet in dem alte, verrostete Maschinen schwimmen.

Sandabbau in Gambia

Der Besitzer einer Strandbar erzählt uns, das dies ein Unternehmen aus China war, die hier schwarzen Sand abgebaut hat. Das sei schon Jahre her und zu der Zeit durfte sich niemand dem Gelände nähern. Alles sei im geheimen und verborgenem abgelaufen.

Wir haben keine Ahnung welcher Deal hier abgelaufen ist. Aber nachdem der begehrte schwarze Sand abgebaut wurde, sind die Chinesen abgezogen und alles wurde stehen und liegen gelassen.

In Guinea Bissau erzählt man uns die Geschichte von Valentina, die seit Jahren am Strand eine Campsite betreibt, doch nun im Konflikt mit der Regierung und einem Betrieb aus China steht. Das Unternehmen möchte den Sand am Strand vor ihrem Camp abbauen. Ihr Protest hat ihr erst einmal ein paar Tage im Gefängnis beschert.

Resentiments

Wann immer wir uns mit den Menschen in Afrika unterhalten kommt hin und wieder das Gesprächsthema China auf. Dabei ist es egal ob wir uns mit Städtern aus Accra, Farmern aus Südafrika, Guides in Tanzania oder Lodgebetreiber in Namibia unterhalten, wenn man auf China zu sprechen kommt gibt es traurige und nachdenkliche Gesichter. Zu groß sei der Einfluss, China profitiere zu sehr von den vielen deals und die Menschen aus den Ländern haben nur wenig davon, außer dem Eindruck verkauft und verraten worden zu sein. Auch kulturell scheinen China und Afrika nicht gut zusammen zu passen. Zu fremd, zu unfreundlich und herablassend seien die Besucher aus China.

So scheint es, dass die einfachen Menschen aus Afrika lieber keine Geschäfte mit China machen wollen. Um so mehr müssen all den Präsidenten und Ministern aus Afrika all zu verlockende Versprechen und Angebote gemacht worden sein.